Beziehungen - Eine Geschichte

Wie das Leben manchmal so spielt, begegnete ich letzter Tage einer bezaubernden Persönlichkeit an einem Ort, wo man mit so etwas nicht unbedingt rechnet.
Ich las eines ihrer Gedichte, aus dem eine tiefe Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sprach. Es bewegte mich... nicht zuletzt deshalb, weil ich gerade diese Gefühle auf das Beste kennen gelernt habe und ausgekostet habe.  

Eine junge Frau.. mein ältester Neffe ist bereits 4 Jahre älter als sie... eine tiefe Lebenserfahrung, und doch – der Hunger nach neuen Erfahrungen überraschte mich. Wo war ihre Jugend?
Wir stellten fest, dass ihre Gefühle bezüglich des Lebens und seiner Inhalte einander ähnelten, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben....  wir haben uns aneinander gewöhnt, vieles ausgetauscht, verglichen und festgestellt, hier war etwas Besonderes am Werk, etwas Neues, was zu entstehen begann.

Aus meinen Erfahrungen der letzten Jahre, was Internet – Bekanntschaften angeht, trachtete ich nach einem frühen Kennen lernen. Meinen Urlaub habe ich genutzt, ein langes Wochenende in ihrer Nähe zu verbringen...

Es war mir gelungen, sie zu überraschen, obwohl wir verabredet waren. Es war -  ein Sehen und Verstehen, alles war neu und vertraut, und von uns beiden wusste keiner so genau, wie er mit dem Allem umgehen sollte.

Ich hatte mir viel Zeit genommen, wollte sie gern ausnutzen, um ihr viele Gelegenheiten zu geben, mich kennen zu lernen. Leider kam ihre Gesundheit – bzw. eher ihre Krankheit – dazwischen. Letztlich fühlte sie sich sogar durch meine Weigerung, heimzufahren, bedrängt... was sollte ich tun?

Es stand Wort gegen Bitte – ich entschied mich dazu, mein Wort zu halten. Meiner inzwischen verstorbenen Schwester zum Angedenken, der ich ein gegebenes Wort aus Unverständnis nicht hielt, jetzt nicht mehr halten kann, werde ich niemals in meinem Leben ein gegebenes Wort wieder brechen.
Ich blieb, und nahm in Kauf, gegebenenfalls meine Entscheidung bereuen zu müssen.

Ein Gefühl hatte in meinem Herzen Einzug gehalten. Ich hatte es schon fast vergessen – das Gefühl, jemanden innig gern zu haben, und ihr alles geben zu wollen – nur hoffend, sie würde es für wert erachten, es haben und annehmen zu wollen.
Ich wollte nur, dass sie es nimmt, was ihr von mir angeboten wurde. Mir war nicht bewußt, dass sie das nicht wissen konnte.
Durch meine Vergangenheit und mein Leben gebunden, konnte ich mich nicht anders verhalten. Durch ihre Erfahrungen begründet, konnte sie sich nicht anders verhalten.
So fuhr ich dann am letzten Tag wie geplant heim. Zunächst schien alles weg, dann alles wie vorher.... jetzt ist es schwer geworden.

Meine Gefühle haben sich nicht vermindert. Ich weiß nur, dass ich ihr alles geben möchte, was sie braucht, und für sie da sein möchte. Ich weiß, dass sie aufgrund ihres Alters ihr Leben erst beginnt. Sie wird es leben müssen. Ich wünsche mir, dass sie einen Weg findet, um sowohl ihr Leben zu leben als auch mir das Gefühl zu geben, geachtet zu werden.

Sie ist eine bewundernswerte Person.
Ich sage das nicht, um Eindruck zu schinden. Sie ist es einfach. Wir sind beide Widder, und obwohl ich weiß, dass man selbst viel an einer Entwicklung tun kann, bin ich doch davon übverzeugt, dass die jahrhundertelangen Erfahrungen mit diesen Dingen nicht täuschen können – ich bin ein Feuerpferd, und muss lernen, immer wieder, dass ich viel intensiver fühle als alle anderen Menschen, und dass meine Gefühle kaum wirklich erwidert werden können. Dennoch würden wir zusammen passen – legte man dieses beieinander.

Aber das ist es gar nicht. Eine feste Beziehung ist derzeit aufgrund unserer Wohnungen und unserer Leben schlecht möglich. Eine feste Freundschaft scheint mir realisierbar und ist das, was ich anstrebe. Leider ist sie jedoch bisher mit schlechten Erfahrungen oder gar keinen diesbezüglichen ausgestattet – wie soll ich es ihr erklären?

Sie sagt, sie benötigt Zeit, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. Sicher – ich kann das verstehen – sie sei ihr geschenkt. Wie soll ich mich in der Zeit verhalten? Soll ich ihr ganz Ruhe lassen? Soll ich ihr meine Zuwendung schenken, obwohl...? mein Verhalten wird sie in jedem Fall beeinflussen.
Mit einer dauerhaften Trennung ohne Kontakt werde ich kaum leben können – sie nimmt inzwischen sehr viel Platz in meinem Leben ein. Dennoch – ich habe mich entschlossen, sie loszulassen – getreu dem weisen Spruch: „lass sie los – wenn sie zu dir gehört, wird sie zu dir zurückkehren“ jedoch ich weiß nicht wie. Sie bedeutet mir sehr viel.

Mein Herz tut weh bei dem Gedanken daran, sie könnte mich nicht mögen wollen. Ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit ihr, und ich verstehe, was sie mir sagen will, aber ich kann es nicht umsetzen.

Als Empath fühle ich zu viel von dem, was sie fühlt, und es beeinflusst mein Verhalten, meine Gefühle.

Als wahrhaftig denkender Mensch halte ich das, was sie sagt, für wahr, und kann mir nichts anderes vorstellen.

Lese ich ihre Gedichte, so sehe ich ihre Hoffnung – sie stimmt mit der meinen überein – dennoch ist immer ein bestimmter Inhalt darin: die Zeit muss es erarbeiten.
Ich weiß nicht, wie, aber ich werde versuchen, es umzusetzen.
Warten – und geben – und da sein – ihr neuen Glauben geben...

Jedoch – wo soll ich hin gehen, wenn ich nicht mehr kann? Wer kann mir dann Kraft geben? Wem sonst soll ich das Vertrauen schenken – wenn nicht ihr?

Klammern ist der Tod der Liebe. Emotionaler Druck bewirkt nichts Gutes, nichts von Bestand. Deswegen unterlasse ich solches. Aber wer trägt mich, wenn ich nicht mehr weiter kann?

Fragen, auf die ich keine Antwort weiß.